Kinderstadtplan

Neugierig und interessiert? 

Dann heissen wir dich herzlich willkommen in der Zuger Altstadt! Schätze einmal, wann hier erstmals Menschen anzutreffen gewesen wären! Vor 600 oder eher mehr als 6000 Jahren? Erstaunlich, dass die zweite Zahl stimmt! Die Menschen lebten hier in kleinen Dörfern mit Pfahlbauten, später in festeren Holzhäusern. Vor rund 800 Jahren wurde dann die Stadt am See gebaut und mit einer Mauer geschützt. Zwar wurden die meisten Holzhäuser vor etwa 500 Jahren durch modernere Steinbauten ersetzt, aber trotzdem kannst du nun losmarschieren und Spuren aus alter Zeit entdecken. Wir wünschen dir viel Spass dabei! 

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Höchste Zeit?

Zytturm

Das Wahrzeichen von Zug ist der Zytturm. Durch ihn gelangst du in die innere Altstadt. Auf seiner Vorderseite erkennst du zwei Uhren. Eine davon zeigt die Zeit an. Auf der unteren kannst du Monat, Wochentag, Mondstand und das Schaltjahr ablesen. Sie ist eigentlich eine mittelalterliche Agenda. Die Kugel unter dem mittleren Fenster dreht sich langsam nach links und zeigt den Mondstand an. Bei Vollmond ist sie ganz goldig.

Je höher, desto spannender: Hinter den obersten Fenstern liegt das Föhnwächterstübli.Von hier aus konnten Wächter schnell ein Feuer erkennen und mit dem Feuerhorn Alarm blasen.

Und die gemalte Ratte? Diese ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen (oben rechts über dem Sims!) Man erzählt, dass im Turm eine Rattenplage herrschte. Die Tiere kamen über die Dächer durchs Fenster und frassen den Wächtern „Znüni und Zvieri“ weg. Sie liessen sich durch nichts vertreiben, bis ein „schlauer Tourist“ (ein Student auf der Durchreise nach Bologna) ihnen den Tipp gab: „Malt eine fette Ratte neben das Fenster! Dann bekommen die anderen Angst und springen davon!“ Gesagt, getan. Seither gibt es keine Ratten mehr im Zytturm!

Ohne Pass, aber mit Zoll?

Zollhaus

Wer in der Stadt etwas verkaufen wollte, musste hier durch und seine Ware verzollen. Über dem mittleren Durchgang ist ein steinernes Kreuz eingemauert. Kannst du die römische Inschrift entziffern? M = 1000, C = 100, X = 10, V = 5. Was in diesem Jahr geschah, ist im Stein zu lesen.

MCCCCXXXV = 1435 da ging Zug unter und ertrank Schreiber Wickart. 1435 versank wirklich fast ein Drittel der Stadt im See!

Grillwurst oder Teigaff?

Aklinhaus

Im Haus, das am Zytturm angebaut ist, befindet sich heute ein Restaurant. Früher wurden hier aber Brötchen gebacken. An den Fenstereinfassungen prangen steinerne Bäckersymbole. Schau genau, wer vermutlich schon seit über 500 Jahren über dem Erker hockt: Der „Teigaff“!

Steinreich oder mausarm?

Rathaus

Eine Stadt ohne Rathaus? Undenkbar! Hier wurde auch Gericht gehalten. Am Pranger waren Diebe dem Spott des Volkes ausgesetzt. Das Rathaus von Zug ist schon 500 Jahre alt. Die neumodisch grossen Fenster liessen Luft und Licht ins Haus. Hier wurden viele Steine für den Bau hergeschleppt. Man war wirklich steinreich! Ob sich die Menschen trotz Offenheit für Neues noch vor Dämonen fürchteten? Wir wissen es nicht genau. Die beiden Masken unter dem dritten Sims geben uns dieses Rätsel auf.

Alt, älter am neusten?

Ehemaliges Kaufhaus 

In der unteren Altstadtgasse stehen noch zwei Holzhäuser. So sahen hier vor über 500 Jahren alle Häuser aus. Das dunklere von beiden war das alte Kaufhaus. Heute heisst es Altstadthalle. Vielleicht kannst du hier auch einmal Kunstwerke von dir ausstellen? 

Gegen den See hin ist das Fischereimuseum angebaut. 

Unfeiner Duft für feine Nasen

„Schissigässli“ 

In der oberen Gasse befindet sich zwischen den Häusern das schmale „Schissigässli“. Gittertüren verhindern den Zutritt zum Abtritt. Hier wurden alle Abfälle aus den Fenstern geworfen, so auch Rüstabfälle aus der Küche. Aber das Gässchen heisst natürlich nicht deswegen so. Als WC dienten kleine, angebaute Holzbalkons mit einem Loch im Boden. Kalt und dunkel war es in diesem Plumsklo. Also verrichtete man sein Geschäft nachts in den Nachttopf. Auch diesen leerte man am Morgen aus dem Fenster. Welch ein Paradies für Krankheitserreger! Das „Schissigässli“ (offiziell Eh-Graben) musste so breit sein, dass sich eine ausgewachsene Sau darin umdrehen konnte. Die allesfressenden Schweine waren „die Staubsauger“ der stinkenden Gasse. 

Butter, Anke oder Schmalz?

Ankenwaage 

So hoch wie das Haus der Ankenwaage waren hier die ersten Häuser. Der Fensterladen wurde heruntergeklappt und diente so als Ladentisch. War der Laden geöffnet, konnte man hier Butter abwägen und kaufen. 

Starke Frauen und schwere Männer? 

Gret Schell Brunnen 

Wenn die resolute Dame Gret Schell im Restaurant auftauchte, bedeutete dies Feierabend für ihren betrunkenen Mann. Sie packte ihn in den Korb und trug ihn auf dem Rücken nach Hause. Am Fasnachtsmontag erinnert ein Brauch in der Altstadt die Kinder an diese Geschichte. Gret Schell wird von sieben Lölis, den Saufkumpanen, begleitet und verteilt Schleckereien. 

Hilft die liebe Frau auch mir?

Liebfrauenkapelle 

In der inneren Altstadt gab es nur eine kleine Kirche, die Liebfrauenkapelle. Hast du bemerkt, dass sie an die älteste Stadtmauer angebaut ist? Hier ging man am Werktag zur Kirche. Maria, die Mutter von Jesus, gab ihr den Namen. Sie soll die Stadt einmal vor grosser Not errettet haben. Die „Chapelle“, wie sie die Zuger liebevoll nennen, ist beliebt für Taufen und Hochzeiten. Würde es dir gefallen, hier später einmal zu heiraten? 

Ein Mann ein Wort, zwei Männer eine Waschfrau? 

Wöschhüsli 

Erst Wasser kochen, dann waschen. Das war vor der Erfindung der Waschmaschine nötig. Dass dies eine Arbeit mit viel Zündstoff war, liegt auf der Hand. Das Feuer konnte jederzeit auf die Holzhäuser übergreifen. So baute man Waschhäuschen in der Altstadt ausserhalb der Häuserreihen. Während der strengen Arbeit erzählten die Waschweiber einander Neuigkeiten. Später wurde in die Häuschen elektrische Waschmaschinen, Badewannen und Duschen installiert. Wie man heute zum Coiffeur geht, ging man früher auswärts duschen, da dies zu Hause noch nicht möglich war. 

Kein Treffer, aber ein Gewinn? 

Casino 

Im Zuger Casino spielt man nicht um Geld. Jung und Alt geniesst hier Musik, Theater und Tanz. Vor dem Kulturhaus liegt der Badeplatz Seeliken. Er ist äusserst beliebt. Hier lernst du Zug von der romantischen Seite kennen: Man sagt, die schönsten Sonnenuntergänge der Schweiz seien hier zu erleben? 

Seiltanz oder Tauchgang? 

Seeweg 

Vom Casino aus gelangst du direkt am Wasser entlang zum Fischmarkt. Pass auf, dass du kein unfreiwilliges Bad nimmst! Der öffentliche Weg ist manchmal sehr schmal. Hier befand sich früher noch die untere oder niedere Gasse. 1435 ist sie plötzlich in den See abgerutscht. Wie viele Häuser dabei zerstört wurden, wissen wir nicht genau. Über 40 Menschen ertranken dabei im See. Diese Katastrophe konnte man sich damals nicht erklären. Die Sage von der Zuger Seejungfrau sollte zum Verstehen beitragen: Der verliebte junge Mann aus der Stadt war vom Heimweh geplagt, wenn er seine Seejungfrau im tiefen Wasser besuchte. Da diese ihn aber immer bei sich haben wollte, holte sie ihn, seine Familie und Freunde zu sich auf den Seegrund – schluchz, schluchz! 

Lappi oder „Luuschaib“? 

Kaibenturm 

Vom Kaibenturm (oder Chaibenturm) ragt nur noch der obere Teil über die Dächer. Er wurde als Gefängnis benutzt. Traurig, dass hier auch „Hexen“ gefoltert wurden. Hast du gewusst, dass man einen Verbrecher früher auch „Chaib“ nannte? Nun ist dir sicher klar, wie der Turm zu seinem Namen kam. 

Landsgemeinde in der Stadt? 

Landsgemeindeplatz 

Die letzte Landsgemeinde fand in Zug 1847 statt. Auf dem grossen Platz kann man heute Märkte, Konzerte und Feste besuchen. Viele bunte und seltene Vögel leben in den Volieren. Hast du sie schon erspäht, die roten Ibisse? Sie stammen aus Südamerika. Auf ihrem Futterplan stehen Rüebli und die Schalen von Krebsen. Der rote Farbstoff, der darin enthalten ist, heisst Karotin. Er verleiht den Federn die leuchtende Farbe. 

Ist Rechtschreibung Glückssache? 

„Grosshaus“ 

Neben dem Zytturm steht ein sehr hohes Haus mit einem Giebel. Ein eleganter Erker steht vor. Das Wappen mit dem Steinbock darauf ist in Stein gehauen. Er ist das Wappentier der Familie Steiner. Versuche, die Inschrift am äusseren Rand zu entziffern! Die Jahreszahl verrät dir auch das Alter des Hauses. (dis huis statt in gottes hant zum grosshuis ist is genant 1491 = Dieses Haus steht in Gottes Hand. Zum Grosshaus ist es genannt.) 

Wasser, flüssiges Gold? 

Kolinbrunnen 

Da es keine Wasserleitungen im Haus gab, waren Brunnen früher wichtige Treffpunkte beim täglichen Wasser holen. Aus dem Rohr sprudelte das Trinkwasser in Kessel und Eimer. Aus dem Trog in der Mitte tranken Pferde und Ochsen. Das abfliessende Wasser, (Überlaufwasser) wurde von den Handwerkern für ihre Arbeit aufgefangen. Kein Tropfen sollte verloren gehen. Wer den Brunnen verschmutzte, wurde streng bestraft. Drei verschiedene Daten zeigen, wann der Brunnen jeweils erneuert wurde. Die erste Zahl erwähnt das Baujahr 1541. Der stramme Kerl auf der Spitze ist ein Fähnrich, also ein Fahnenträger mit der Zuger Standarte (Fahne). Es ist vermutlich Peter Kolin. 

Sind Mädchen schlauer? 

Burgbachschulhaus und Burg 

Oberhalb des Hotels Ochsen bauten die Zuger schon um 1511 ein grosses Spital. Ein paar hundert Jahre später (1875) wurde es zu einem Schulhaus nur für Knaben umgebaut. Der Bach neben dem Schulhaus heisst Burgbach. Er fliesst an der Burg vorbei. Die Burg ist das älteste Gebäude der Stadt. Nicht nur die Habsburger, auch bedeutende Zuger Familien thronten hier. Nach vielen Jahrhunderten war das Haus am Verlottern. Es sah aus wie ein verwunschenes Schloss. Deshalb wollte man es abreissen. Zum Glück wurde dies verhindert. Seit 1982, nach einem grossen Umbau, befindet sich das Museum Burg Zug in den historischen Räumen. 

Drachen in Zug? 

Kirche St. Oswald 

Durch den Burggraben gelangst du zu einer wunderschönen, mehr als 500 Jahre alten Kirche. Sie ist dem heiligen Oswald geweiht. Wie der heilige Michael, ist auch er ein Beschützer der Stadt Zug. 

Schau dir die kleinen Figuren im linken Portal beim Haupteingang an. Kommen sie dir bekannt vor? Erraten! Es sind die Heiligen Drei Könige Melchior, Caspar, und Balthasar. Über der kleinen Tür rechts, der Jörgenpforte, tötet der heilige Georg den Drachen und rettet so das Leben der Königstochter. 

Alles Pulver verschossen? 

Pulverturm 

Der Pulverturm wurde in die neuere Stadtmauer eingebaut. Die Mauern sind unten 2.70 und oben 1.80 Meter dick. Wow! Weil die Leute Angst hatten, dass das Schiesspulver explodieren könnte, lagerte man dieses aus. Heute kannst du im Turm Feste feiern und schützenswerte Vögel beobachten.

Meier, Müller oder Huwiler? 

Huwilerturm 

In der Mitte der alten Stadtmauer mit Schiessscharten steht der kleine, runde Huwilerturm. Sein früherer Besitzer baute den Turm um und gab ihm seinen Namen. Auf der Stadtseite steht noch ein Teil des Wehrganges, den du auf Schleichwegen erreichen kannst. 

Sturm läuten? 

Kapuzinerturm 

Der Kapuzinerturm ist der grösste Zuger Turm. Er steht im Garten des Kapuzinerklosters. Von hier aus ist die Aussicht auf die Stadt phantastisch. Mit etwas Übung kannst du auf der Sonnenuhr die Zeit ablesen. Unter dem schwarzen Dächlein hängt eine Glocke. Sie hat die Inschrift: „O König der Herrlichkeit Christus bringe uns Frieden, 1457 Jahr“. Frieden verkündete die Glocke auch am Ende des 2. Weltkrieges. Zur Erinnerung daran läutet dieses Friedensglöcklein jedes Jahr am 8. Mai abends. Leute, die sich dann dort versammeln werden dabei ganz, ganz still. 

Mehr Türme – weniger Autos? 

Postplatz 

Der Postplatz ist das Vorzimmer zur Altstadt. Man betrat sie durch das Neutor. Dieses wurde vor über 100 Jahren leider abgerissen, um Platz für Fahrzeuge zu machen. Hinter der Hauptpost verschwindet die Bahnlinie im Berg. Gegenüber, auf der Seeseite des Platzes, tagen im Regierungsgebäude die Politiker von Kanton und Stadt. 

Geld oder Kohle? 

Münz 

In der Zeughausgasse überrascht uns ein grosses Gebäude mit bemalter Fassade. Es ist die „Münz“. Hier wurde von 1609 bis 1718 das Zuger Geld geprägt. Gab es in deiner Stadt auch eigenes Geld? 

Das schnuckelige kleine Häuschen neben der Münz trägt den Spitznamen Gloriettli. Dass es einst ein Gartenhäuschen war, kann man natürlich nicht erraten, da der Garten dazu verschwunden ist. Hier steht jetzt der Schwarzmurerbrunnen. Er ist der Zwilling vom Kolinbrunnen. 

Ruhe vor dem Sturm? 

Katastrophenbucht 

Läufst du vom Bahnhof zur Schiffsstation, fällt dir die buntbemalte Ufermauer auf. Hier macht der See einen seltsamen Bogen, eine Bucht. Im Wasser springt eine Fontaine. Alles sieht so friedlich aus! Vor mehr als 100 Jahren (genau 1887) krachte und donnerte es an dieser Stelle aber gewaltig. Die Uferpromenade, die im Bau war, brach ein und riss Häuser und Menschen in den See. 11 Personen ertranken bei dieser Katastrophe. 

Häuser darf man hier nicht mehr bauen, aber ein neuer Spielplatz freut die Kinder. Vielleicht hast du Lust und Zeit, ihn auch zu geniessen.